Weiße Geister ­ Der Kolonialkrieg gegen die Herero, DF

Deutschland 2004, Martin Baer, 70 Min. Di 19.10.04 19.00 h | Fr 22.10. 17.00 h

Vor hundert Jahren führte das deutsche Kaiserreich einen Vernichtungskrieg gegen die aufständischen Herero in der damaligen Kolonie "Deutsch-Südwest". Wie wird mit den Erinnerungen an dieses Kapitel der Kolonialgeschichte auf beiden Seiten umgegangen? Der deutsche Filmemacher Martin Baer begleitet die Spurensuche des in Berlin lebenden Herero Israel Kaunatjike in dessen namibische Heimat und wird dabei selbst zum Protagonisten: In beiden Biographien zeigt sich die Verflechtung von deutscher und namibischer Geschichte, die nicht immer eine einfache Antwort auf Fragen einer nationalen Identität zulässt. Auch die Debatte um einen völkerrechtlichen Anspruch auf finanzielle Entschädigung, die durch die Reparationsforderungen der Herero People Reparations Corporation ausgelöst wurde, erhält eine persönliche Dimension. Martin Baer, der sich bereits in seinen früheren Arbeiten Befreien Sie Afrika! (1999) oder Kopfjagd (2001) Fragestellungen des Kolonialismus zuwandte, wird am 19.10. persönlich anwesend sein und seinen Film zur Diskussion stellen.

Die Hottentotten-Venus, DF

Südafrika 1998, Zola Maseko, 52 Min. + 17 Min. Kurzfilm The Foreigner Sa 30.10.04 19.00 h

Das junge Khoi-Khoi-Mädchen Saartje Baartman wird 1810 von zwei holländischen Geschäftsleuten nach Europa gebracht. Dort blühte das Schaustellergewerbe mit fremden Menschen und deren körperlichen Auffälligkeiten: Als "Hottentotten-Venus" wird Saartje Baartman zur Zirkusattraktion von London bis Paris. Auch die wissenschaftlichen Kreise zeigten Interesse an den fremden Körpern: Nach ihrem Tod 1815 wird Baartmans Körper seziert und noch bis 1976 im Pariser Musée de l'Homme ausgestellt. Neben der populären Schaulust geht der Dokumentarfilm der Rolle der Wissenschaft nach, die lange Zeit den gängigen Rassismus untermauert und legitimiert hat. - In Anwesenheit des Regisseurs Zola Maseko, der außerdem seinen Kurzfilm The Foreigner vorstellen wird.

Flame, OmU

Zimbabwe, Namibia, Frankreich 1996, Ingrid Sinclair, 90 Min. Do 28.10.04 17.00 h

15 Jahre nach Beendigung des Bürgerkrieges in Zimbabwe gegen das rhodesische Regime von Ian Smith treffen sich Florence und Niyasha wieder. In ihren gemeinsamen Erinnerung werden die Ereignisse im Kampf gegen die Unabhängigkeit rekonstruiert. Flame ist einer der starken neueren afrikanischen Spielfilme, der Fragen nach der Emanzipation der Frauen in den heutigen Männergesellschaften stellt. Der authentische Film, der auf Interviews der Regisseurin mit Ex-Kämpferinnen beruht, löste in Zimbabwe große politische Kontroversen aus.

Kolonial 'Ansichten' ­ Frühe Filme aus den Kolonien

Vortrag von Dr. Wolfgang Fuhrmann So 24.10.04 19.00 h

Die deutschen Kolonien waren immer wieder Schauplatz von Drehaufnahmen für koloniale Reisebilder und Jagdfilme, doch nur sehr wenige Filme sind bis heute überliefert. Das Filmprogramm Kolonial 'Ansichten': Frühe Filme aus den Kolonien

präsentiert eine Auswahl mit zum Teil unbekannten Filmen aus der deutschen Kolonialzeit. Zugleich bietet das Programm die Möglichkeit der gemeinsamen Diskussion, die Gelegenheit geben soll, die frühen Filmdokumente auf ihre zeitgenössische und heutige Rezeption zu untersuchen.

Lumumba ­ Der Tod des Propheten, DF, teilw. mU

Belgien, Haiti, Kongo, Deutschland 1991, Raoul Peck, 68 Min. Di 26.10.04 21.30 h | Mi 03.11. 17.00 h

Mit großer Intensität und formal beeindruckend erzählt Raoul Peck die Geschichte von Patrice Lumumba, dem ersten Premierminister der ehemaligen Kolonie Belgisch-Kongo, der durch seine Ermordung 1961 zu einem Mythos und Symbol der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen wurde. Er verbindet in diesem essayistischen Dokumentarfilm die eigene Biografie mit der Lumumbas und findet eine sehr persönliche und kritisch-poetische Form, über Kolonialismus, Rassismus und das Schicksal der unabhängig gewordenen afrikanischen Staaten zu sprechen. Die Suche nach dem Bild der historischen Figur wird dabei auch zu einer Befragung der eigenen Rolle als "Bildermacher" und der Macht stereotyper Bilder. Mit einer Einführung von Dr. Ulrich Lölke.

Frantz Fanon: Black Skin, White Mask, OF

Großbritannien 1996, Isaac Julien und Mark Nash, 71 Min. Di 02.11.04 21.15 h

Aus einer Perspektive der 90er Jahre ­britisch, schwarz, queer ­ widmen sich die Filmemacher dem komplexen Werk von Frantz Fanon (1924­1961). Ausgehend von seinem ersten Buch Black Skin White Masks erzählt der Film den spannenden Werdegang eines Psychiaters, der sein Wissen auf die eigene Situation anwendet und zum Revolutionär wird. Gleichzeitig spielt der Film mit dem Begehren nach dem Mythos Fanon, im Gebrauch von historischem Footage-Material ebenso wie in stilisierten recreations, die dieses Begehren auf Distanz halten. Zeitzeugen und Theoretiker (u. a. Homi K. Bhabha und Stuart Hall) kommen zu Wort. Ohne dass Widersprüche in Fanons Werk nivelliert werden, betont der Film seine Aktualität.

Sambizanga, Port. OF/Engl.UT

Frankreich, Kongo, 1972, Sarah Maldoror, 71 Min. Fr 05.11.04 17.00 h | 09.11.04 17.00 h

Angola 1961: Marias Leben verändert sich dramatisch, als ihr Ehemann Domingo verhaftet wird. Er hat den Unabhängigkeitskampf gegen die portugiesische Kolonialmacht unterstützt. Maria wusste davon nichts und macht sich auf die Suche nach ihrem Mann. Dabei entdeckt sie ihren eigenen politischen Weg. Sarah Maldoror, die bereits bei Pontecorvos Die Schlacht um Algier (1966) assistierte, drehte den Film, während die Kämpfe in Angola selbst noch stattfanden.

Rostov-Luanda

Deutschland/Frankreich1997, Abderrahmane Sissako So 07.11.04 21.15 h | Fr 12.11.04 17.00 h

Während eines Studienaufenthaltes in der Sowjetunion der 1980er Jahre trifft der in Mauretanien geborene Regisseur auf den Angolaner Baribanga. Mit einer verblassten Fotografie macht sich Sissako sechzehn Jahre später auf die Suche nach seinem Freund. In alltäglichen Begegnungen mit den Bewohnern des Landes wird die politische Geschichte des von Kolonialismus und Bürgerkrieg gezeichneten Angola sichtbar. Sissako beschreibt seinen Film als den "Versuch, Afrika mit Hilfe des Kinos als einen Ort der Zugehörigkeit zu zeigen, geographisch wie historisch".

"Gehet hin in alle Welt..." ­ Die deutsche Mission in Afrika, DF

Deutschland/Frankreich 2004, Jean Marie Teno, 68 Min. Do 11.11.04 19.00 h

In seinem neuesten Film entwirft Jean Marie Teno ein vielschichtiges und komplexes Bild deutscher Missionstätigkeit in Afrika. Neben den Erkenntnissen afrikanischer und europäischer Wissenschaftler vermittelt der Film besonders durch die persönlichen Recherchen des Regisseurs bisher kaum bekannte Perspektiven. Dabei führt ihn die filmische Reise auch nach Namibia, Südafrika, Togo und Kamerun, wo er der Frage der aktuellen Bedeutung der Kirchen nachgeht.

Gast: Jean Marie Teno Moderation: Moise Mabouna

Afrique, je te plumerai, OF/Engl.UT

Kamerun 1992, Jean-Marie Teno, 88 Min. Do 11.11.04 21.15 h

Dass Kolonialismus auch immer kulturelle Dominanz bedeutet und welche Konsequenzen dies bis heute hat, erzählt Jean Marie Teno am Beispiel seines Heimatlandes Kamerun. Ohne eine eigene Stimme, sei es die der unterdrückten politischen Opposition oder einer eigenen Literatur, ist eine selbstbestimmte Zukunft nicht denkbar. Sein Beitrag: Mit einer eigenen kraftvollen Filmsprache jenseits der klassischen Genregrenzen zerstört er den trügerischen Schein der kolonialen Filmpropaganda und macht damit auch deutlich: Der Kampf um Selbstbestimmung ist immer auch ein Kampf um Sprache und den Gebrauch der Bilder.